Work & travel in Neuseeland

Mit einem work & travel in Neuseeland fing meine Reiselust an. Das war vor genau 10 Jahren.

Drehen wir das Rad zurück, zu dem Zeitpunkt wo alles begann. Nach einer Reportage im Fernsehen über einen Backpacker in Neuseeland war ich hin und weg. Ich kam aus dem Schwärmen einfach nicht mehr heraus. Also entschied ich eines Tages, dass ich mein Visum beantragen werde und wenn es genehmigt wird, gönne ich mir eine Auszeit in Neuseeland. Dass dann alles so schnell geht, habe ich selber nicht geglaubt, doch ich hatte bereits nach ein paar Tagen die Genehmigung.

Als ich meinen Freunden und meiner Familie mitteilte, dass ich ganz alleine und auf eine unbestimmte Zeit nach Neuseeland gehen werde, haben sie mich für verrückt erklärt.

Ich wurde konfrontiert mit:

  • Du kannst doch deinen sicheren Job nicht aufgeben? Doch kann ich.

  • Was, du willst das alleine machen? Ja, warum denn nicht, ich bin gerne allein.

  • Was wird aus Thomas? (Thomas ist mein Schatzi) Thomas darf mich gerne besuchen.

  • Wie auf eine unbestimmte Zeit? Du musst doch wissen wann du wieder zurück kommst! Stimmt, spätestens nach einem Jahr, denn dann ist das Visum abgelaufen.

Freude sah anders aus. Doch davon lies ich mich nicht abbringen, denn ich hatte einen Traum und diesen wollte ich verwirklichen. Ich wollte nicht zu denjenigen gehören, die sich später mal Vorwürfe machen, warum sie das nie gemacht haben. Ich hatte ein Ziel und das hieß NEUSEELAND.

Dann ging es an die ersten Überlegungen. Mir ging so viel durch den Kopf und ich wollte alles ganz genau durchgeplant haben, damit ich auf alles vorbereitet war. Im Nachhinein kann ich sagen, dass fast nichts nach Plan gelaufen ist, es war alles viel besser 🙂

Ich machte mir über folgende Punkte Gedanken:

Lesematerial
Alles was man über das Work & travel wissen muss gibt es entweder in Bücherform oder im Internet. Man wird wirklich sehr ausführlich über alles beraten. Sich im Vorfeld zu informieren ist sinnvoll. Ich hatte mir im Voraus schon mehrere Reiseführer und ein allgemeines Buch zu work & travel in Neuseeland zugelegt. Im Nachhinein muss ich sagen, ein Reiseführer reicht aus, es müssen keine 3 Stück sein. Ihr müsst auch bedenken, dass man alles schleppen muss und wenn man eine Weile unterwegs ist zählt jedes Gramm. Vor Ort gibt es auch in fast jedem Hostel eine kostenlose Bücherecke, wo man Bücher mitnehmen, aber auch welche dalassen kann. Dort waren soviele Reiseführer vorhanden, ich hätte somit nichts kaufen müssen. Aber ich wollte ja voraus planen und habe auch etwas zum lesen benötigt für den langen Flug.

Wann soll ich starten?
Neuseeland ist zu allen 4 Jahreszeiten ein Traum und absolut empfehlenswert.

Da ich noch nicht wusste wie lange ich bleiben will, wollte ich defintiv den Frühling und den Sommer in Neuseeland erleben. Somit war klar. Meine Reise muss spätestens im September beginnen, da die Jahreszeiten genau andersrum sind. Dies habe ich auch so realisiert. Ich war letztendlich von September bis Februar in Neuseeland. Und das Wetter war einfach grandios.

Kündigen oder eine Auszeit nehmen?
Je nach dem wie lange man eine Auszeit nehmen möchte ist es sinnvoll, dass man mit seinem Arbeitgeber spricht ob nicht ein Sabbatical möglich ist. Viele Firmen bieten das an, zu meiner Zeit war das noch relativ unbekannt. Für mich war aber schnell klar, dass ich kündigen werde, da ich mich nicht auf einen festen Zeitraum des Reisens festlegen wollte.

Doch obwohl ich eigentlich gut vorbereitet war, ist mir die Kündigung dann doch recht schwer gefallen. Ich hatte dort meine Lehre gemacht, meine Arbeitskollegen waren sehr nett, die Arbeit hat mir Spaß gemacht. Ich brauchte ein paar Tage um es zu verdauen und hatte anfangs wirklich Gewissensbisse. Hast du das richtige getan? War das eine gute Idee?

Ja es war eine gute Idee. All die neuen Eindrücke und Erfahrungen die man gewinnt, sind es allemal wert.

Exkurs zum Visum:
Wenn man nach Neuseeland reisen möchte, muss man sich vorab die Fragen stellen:

Möchte ich nur Urlaub machen, will ich länger als 3 Montate bleiben und möchte ich dort arbeiten?

  • Aufenthalt als Tourist bis zu 3 Monate: kein Visum notwendig
  • Aufenthalt als Besucher länger als 3 Monate: Visitor Visa
  • Aufenthalt bis zu 12 Monaten und Arbeiten: Working Holiday Visa

Da ich einen längeren Aufenthalt geplant hatte und meinen Aufenthalt auch vor Ort finanzieren musste, kam für mich nur das Working Holiday Visa in Frage. Mit diesem Thema hatte ich mich schon von Anfang an beschäftigt, da ich meine Reise ja von der Genehmigung dieses Visum abhängig gemacht hatte.

Schaffe ich das allein?
Alleine, zu zweit oder in der Gruppe reisen. In Neuseeland ist alles möglich.

Mir kamen nach der anfänglichen negativen Resonanz aus meinem Familien- und Bekanntenkreis Zweifel, ob ich das wirklich alleine schaffe. Diese Zweifel habe ich aber recht schnell über Bord geworfen. Und ja, ich habe es geschafft und ich habe es nie bereut. Ganz im Gegenteil. Durch meinen Alleingang habe ich so viele tolle Persönlichkeiten kennengelernt, welche ich vermutlich mit einem Freund oder einer Freundin nie kennengelernt hätte. Allein ist man viel offener und ich kann euch sagen, dass ich wirklich viele getroffen habe, die alleine gereist sind. Wenn ich Zeit für mich haben wollte, musste ich manchmal regelrecht die Einsamkeit suchen. Und was ganz wichtig ist: Ich bin gerne auch mal mit mir allein.

Ich war auch niemals in einer Situation, in der ich Angst hatte allein zu reisen oder bei der ich bedroht, hintergangen oder ausgenutzt wurde. Ich würde jederzeit wieder alleine nach Neuseeland fliegen.

Mit einer Organisation oder nicht:
Ob man mit einer Organisation im Hintergrund die Reise antreten möchte ist eine Entscheidung, die jeder für sich selber treffen muss. Grundsätzlich geht es nur darum, dass man das „Sicherheitsdenken“ hat. Es ist jemand da, der einem hilft.

Auch ich habe es mir überlegt und war bei sogar bei einer Infoveranstaltung. Letztendlich habe ich mich dagegen entschieden. Ein Grund war u. s. auch der hohe Kostenfaktor. Eine Organisation gibt einem Tipps und Hilfestellungen, machen muss man trotzdem alles selber. Es gibt nichts was man nicht nachlesen kann und ich war der Meinung dass ich das auch allein schaffe. Und so war es auch. Mir haben ausserdem so viele andere Backpacker vor Ort, die die ganze Bürokratie schon hinter sich hatten, geholfen. Durch meine Fragen kam ich gleich mit den anderen ins Gespräch und jeder war sehr hilfsbereit.

Auch die Mitarbeiter auf den Ämtern, auf der Bank oder bei der Jobvermittlung waren sehr nett, verständnisvoll und bemüht.

Mit einer Organisation zu reisen ist ok, aber nicht zwingend notwendig.

Muss ich mich arbeitslos melden?
Nicht jeder muss sich diese Frage stellen. Da ich aber mein Arbeitsverhältnis beendet hatte, habe ich dies getan, da ich die Sperre nach meiner Rückkehr vermeiden wollte. Am besten man lässt sich vorab bei der Agentur für Arbeit beraten, da jeder Fall individuell ist.

Was passiert mit meinen bestehenen Versicherungen und welche benötige ich noch?
Das Thema Versicherungen ist sehr wichtig. Die gesetzliche Krankenversicherung in Deutschland greift nicht in Neuseeland. Das heißt man benötigt eine Auslandskrankenversicherung zu seiner zusätzlichen gesetzlichen Krankenversicherung. Bei mir kam noch hinzu, dass ich gekündigt hatte und mich beim Arbeitsamt abgemeldet hatte. Das hieß, ich war gar nicht krankenversichert. Somit blieb mir keine andere Wahl als mich privat kranken zu versichern. Ich entschied mich für eine souveräne private Auslandskrankenversicherung: Die Kosten waren überschaubar und vor Ort hatte ich auch keine Probleme.

Alle weiteren Versicherungen wie z.B. meine Lebensversicherung, Haftpflichtversicherung etc. lies ich weiter laufen. Mein Freund war ja noch in Deutschland und falls etwas gewesen wäre, hätt er sich darum gekümmert.

Nach einem Gespräch mit der Beratungsstelle der Deutschen Rentenversicherung entschied ich mich weiterhin den Mindestbeitrag zu zahlen, sodass auch meine Rentenbeiträge keine Lücken vorweisen.

Es gab während meiner Abwesenheit keine Probleme. Wie man das mit den Versicherungen handhabt ist eine Kosten-, Alters- und Ansichtssache.

Wieviel Geld brauche ich?
Das liebe Geld, ohne es läuft nichts. Ich wollte auf jedenfall vor Ort arbeiten und mir so meine Reise finanzieren. Dennoch benötigt man ein Startkapital, das man bei der Beantragung des Visums bzw. bei Einreise vorweisen muss und ein Puffer, falls man erstmal keinen Job vor Ort bekommt. Ausserdem möchte man ja auch was vom Land sehen und nicht nur arbeiten.

Mit folgenden Kosten muss man also erst mal rechnen bevor es überhaupt los geht

  • Kosten für das Visum (ca. 130 €)
  • Vorweisung von finanziellen Mitteln für das Visum (ca. 2.800 €)
  • Flugtickets
  • Kosten für eine Unterkunft, falls man schon von zuhause aus buchen möchte

Ich habe mir einen Teil meiner Reise problemlos durch mehrere Jobs vor Ort finanziert.

Der Flug:
Es gibt verschiedene Routen und Fluggesellschaften nach Neuseeland. Ich hatte meinen Flug mit Lufthansa und Air New Zeland über L.A gebucht. Wichtig war für mich, dass ich viel Platz hatte, denn so ein langer Flug sollte bequem sein. Im Nachhinein war ich froh, denn ich hatte 9 Stunden lang einen sehr netten aber doch recht korpulenten Maori neben mir sitzen 🙂 Beim Hinflug bin ich ohne Stopover geflogen. Auf dem Rückweg war ich noch ein paar Tage in den USA. Ich persönlich würde den Flug nicht mehr ohne Stopover machen, da ich in Neuseeland angekommen doch einen ziemlichen heftigen Jetlag hatte.

Nichts alledem ist es aber auch eine Kostensache für welche Flugroute und Fluggesellschaft man sich entscheidet.

Unterkunft im Voraus buchen?
Hostels gibt es in Neuseeland wie Sand am Meer und ein freies Bett ist immer zu finden. Ich wollte auf Nummer sicher gehen und habe bereits in Deutschland ein Zimmer in einem Hostel für 14 Tage in Auckland gebucht. 14 Tage schienen mir genug Zeit, damit ich die wichtigen Dinge klären kann. Als ich dort war, erzählte mir jeder, dass das wirkliche Neuseeland erst ausserhalb von Auckland beginnt und ich konnte es kaum erwarten raus zu kommen. Ich hatte alles nach ein paar Tagen geregelt und die 14 Tage schienen mir dann unendlich lang, obwohl Auckland sehr schön ist, aber ich wollte raus in die Natur.

Im Nachhinein würde ich nur für ein paar Tage buchen, sodass man in Ruhe ankommen und sich einen Überblick verschaffen und alles wichtige erledigen kann. Wenn man erst mal vor Ort ist, läuft ja eh alles anders als geplant und so ist man frei und flexibel.

Backpacker Rucksack oder Koffer?
Ein Koffer ist vermutlich auf den ersten Blick bequemer. Aber ein Rucksack ist ganz klar geschickter. Ihr seid viel flexibler wenn ihr einfache Wanderungen oder Mehrtageswanderungen unternehmen wollt und davon gibt es so wahnsinnig viele und wunderschöne. Oder einfach seit ihr schon mal mit einem Koffer gewandert?  Neuseeland möchte ja erlebt werden und soll nicht nur im Hotelzimmer stattfinden.

Klar, in den meisten Hostels kann man sein Gepäck auch aufbewahren lassen, aber ich wollte alles bei mir haben und so war ein Rucksack sehr praktisch. Oft möchte man auch nicht mehr an den ursprünglichen Ort zurück, sondern einfach da bleiben wo man gerade hingewandert ist.

 

Was will ich in Neuseeland alles sehen?
Es wird nicht möglich sein jedes tolle Fleckchen in Neuseeland zu erkunden, denn es gibt so wahnsinnig viele tolle Ecken. Ich habe mir in Deutschland nur grob die Ziele rausgeschrieben, die ich auf jedenfall sehen will. Unterwegs trifft man auf so viele unerwartete traumhaft schöne Orte, die man im Reiseführer gar nicht wahr nimmt oder welche auch nicht aufgeführt sind.

Lasst euch einfach vor Ort überraschen.

Und dann war es plötzlich soweit. Ich war auf dem Weg nach Frankfurt zum Flughafen.

Habt ihr auch schon ein work & travel gemacht? Ging es euch genauso wie mir? Oder möchtet ihr gerne eins machen und seit noch unsicher? Lasst mir doch einen Kommentar da. Ich freue mich auf eure Geschichte.

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